Huskytour durch die finnische Wildnis Lapplands

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Zu fünft starten wir von Berlin via Helsinki in den hohen Norden Finnlands. In Kittilä angekommen, gibt es einen ungefähr 45 minütigen Transfer über verschneite Straßen in das Huskycamp nach Äkäskero.

Dort angekommen gibt es schon gleich das erste Highlight: Untergebracht wird man in einem geräumigen, hellen und sehr modernen Mökki. Die Blockhütte ist mit einer kleinen Wohnküche, zwei Bädern, drei Schlafzimmern, Ofen und einer gemütlichen Sitzecke ausgestattet – hier fühlen wir uns direkt alle pudelwohl. Hier lernt man dann auch gleich seine Gruppe für die Wildnistour kennen. Insgesamt sind wir 7 Personen, die maximale Anzahl pro Mökki liegt bei 8 Personen. Die anderen beiden, sind Freunde von meiner Mama und dadurch finden wir alle schnell als eine Einheit zusammen. Zum Abendessen gibt es Elchgulasch und hier lernen wir dann auch kurz die anderen Gruppen kennen und fragen uns alle gegenseitig, wie die nächsten Tage wohl ablaufen würden – so aufgeregt sind wir.

Nach dem Essen ging es dann zur Anprobe der Leihausrüstung. Wir bekommen einen warmen Overall, eine Mütze, wasserfeste Schuhe mit warmen Innenschuh, sowie warme Fäustlinge gestellt. Nachdem jeder seine richtige Größe gefunden hat, machen wir uns auf in unsere Schlafgemächer und packen noch letzte Sachen für die kommenden Tage.

Nach einem ausgiebigen Frühstück in unserem Mökki – ja, wir mussten keinen Fuß vor die Tür setzen, denn alle Lebensmittel standen bereits in der Küche bereit. Die Vorfreude und Aufregung steigt, denn heute ist es endlich soweit – gleich lernen wir unser kleines Huskyteam kennen. Hektisch ging es an die letzten Vorbereitungen. Was muss unbedingt mit und was ist hingegen unnötiger Ballast? Die große Kunst ist hier nicht mehr als 6kg zu packen, sonst wäre es zu viel Gewicht für die Hunde, denn sie müssen auch noch unser und ihr eigenes Fressen schleppen.

Pünktlich um neun holte uns unsere Musherin Marlies ab. Nachdem wir uns in unsere Anzüge geworfen hatten, bekamen wir nun einen ersten Eindruck der Anlage bei Tag: Jedes Gehege ist gut gepflegt, bietet viel Platz und beheimatet bis zu 20 Huskies im Freilauf. Unsere Hunde warten schon ungeduldig auf uns. Auch die Schlitten waren schon vorbereitet und Marlies gab uns eine Einführung bzw. einen Crashkurs im Hundeschlittenfahren. Hier lernen wir, wie man den Hunden ein Geschirr anzieht, die Hunde am Schlitten einhakt, wie wir richtig auf dem Schlitten stehen, wann wir bremsen und vor allem wie – mit der Matte oder mit der Bremskralle? Welche Kommandos? Wann benutzen wir den Anker? Die Hunde möchten eigentlich immerzu Vollgas geben. Es liegt also in deiner Hand, das Tempo zu kontrollieren und den Schlitten in den Pausen richtig mit dem Anker zu sichern, damit die Hunde nicht ohne dich davon sausen.

Das Huskyabenteuer beginnt

Jeder bekommt seinen eigenen Schlitten mit vier Hunden. Die Schlitten wurden beladen und alles Essen für die nächsten Tage wurde so aufgeteilt, dass jedes Team in etwa gleich viel Gewicht hatte. Da mein Freund die meiste Zuladung hat, bekommt er fünf Hunde, alle anderen haben jeweils zwei Zughunde und zwei Leithunde. Und dann geht alles ganz schnell, jeder hat alle Hände voll zu tun, seine vier laut bellenden Huskies das Geschirr anzuziehen, sie vor den Schlitten einzuspannen und nachdem die ersten Schlitten schon fort waren und das Startsignal kam, da ging die Post so richtig ab. Die ersten Kilometer sind Adrenalin pur und ich dachte nur: „Hoffentlich bleibe ich auf dem Schlitten und fall nicht um!“ Wir sausen durch kurvige Waldwege und ich hatte wirklich Respekt, wie schnell wir uns im Endeffekt doch fortbewegten… Ich musste mich erst noch an das Stehen auf dem Schlitten gewöhnen, aber dennoch ist es das schönste Gefühl überhaupt: Von 16 Pfoten durch eine tief verschneite Winterlandschaft getragen zu werden, nichts zu hören, außer das Hecheln der Hunde und das Knirschen der Kufen im Schnee – einfach unglaublich schön. 

Ab und zu dreht sich Isa zu mir um, eine von meinen beiden Führerhunden, wahrscheinlich weil ich doch mehr mithelfen soll den Schlitten anzuschieben, wenn es mal wieder bergauf geht. Das ist wohl nun der geeignete Moment um euch mal mein Team vorzustellen.

Mein Team

 Isa

Sie ist eine meiner aufgeregtesten bzw. ungeduldigsten Hunde im Team. Sie ist so ungeduldig, dass sie dann immer anfängt auf Goofy raufzuspringen, um so einen noch besseren Blick auf weiter vorne zu bekommen. Sobald wir dann am Tagesziel angekommen sind ist sie wiederum sehr ruhig und friedlich. Sie ist die einzige von allen, die ein T-Shirt während der Fahrt tragen muss, da sie so empfindliche Haut hat und durch das Geschirr allein zu viel Fell verlieren würde.

Von weiter oben hat man eben einen besseren Blick...

Goofy

Goofy ist einer der hübschesten Huskies, vor allem wegen seiner Augen, das eine leuchtet blau, das andere dunkelbraun. Ich habe mich direkt vom ersten Moment an in ihn verliebt. Er reagiert prompt und intuitiv auf meine Kommandos, daher ist er wohl auch mein zweiter Leithund. Auch Goofy ist beim Start und während der kurzen Trinkpausen immer sehr aufgregt und weiß sich vor Freude nicht zu halten, lässt sich wahrscheinlich aber auch von Isa anstecken. Er ist immer sehr geduldig mit Isa, was ihre Sprünge angeht, wenn es ihm doch mal zu viel wird, hüpft er ebenfalls auf Isa rauf. Sehr oft springen und hüpfen sie aber abwechselnd um die Wette.

Winnie 

Sie ist die jüngste im Team und ziemlich verschmust – sehr zu meiner Freude. Allerdings ist sie auch sehr aufmüpfig und beim Start weiß sie sich vor Freude nicht zu halten. Manchmal tanzt sie ein bisschen aus der Reihe und möchte mit Omena den Platz tauschen wenn sie Lust hat, aber sonst ist sie eine ganz liebe Hündin. Ich liebe es zu beobachten, wie die Spitzen von ihren Öhrchen beim Laufen hin und her wackeln.

Omena

Hinter Isa läuft Omena, er ist der älteste und ruhigste Hund von allen. Man merkt ihm seine Erfahrung an – wenn er rennt, dann rennt er – kraftvoll und ausdauernd. Er befolgt jedes Kommando ruhig und geduldig und in den Pausen ist er sogar ein echter Schmusebär! Außerdem liebe ich es, seinen dichten, goldbraunen Pelz zu bewundern und mich an seinen Schlappöhrchen zu erfreuen, die beim Laufen die ganze Zeit auf und ab flappen – genauso wie bei Winnie.

Mein Team ♡

Schon bald war die erste Aufregung vergessen und ich konnte nichts anderes als dieses Gefühl von Freiheit und die Weite der Landschaft zu genießen: Es geht durch Wälder, kleine Hügel hinauf und hinunter, dann über zugefrorene Seen und wir begegnen kaum einer Menschenseele. So tief wie ich in meinen Gedanken versunken bin, bin ich auch plötzlich im Tiefschnee gelandet – hupsi! Die Kurve war etwas eng und die habe ich wohl nicht gekriegt… mein Schlitten war umgefallen, aber das war nicht weiter wild. Unsere Musherin kam mir zur Hilfe und zeigte mir, wie man sich am besten aus dem Tiefschnee befreien kann.

Mittags machen wir dann immer eine kurze Trinkpause, die Betonung liegt auf kurz, denn unsere Hunde wollen immer weiter, werden unruhig und geben das jedes Mal lautstark zu verstehen. Mit dem Startsprint verwandelt sich die Hektik in plötzliche Ruhe und die Hunde sind wieder in ihrem Element.

Abkühlung im Schnee
die Hunde wollen weiter...

Täglich legen wir mit den Hunden zwischen 30 und 40 Kilometer durch die Weite Lapplands zurück und sind etwa 5-7 Stunden auf dem Schlitten unterwegs.

Die Wildnisshütten

Am Nachmittag erreichen wir die urigen Wildnishütten, wo wir uns als erstes um die Hunde kümmern: ankern, abspannen, zu ihren Schlafplätzen bringen, das Geschirr ausziehen und füttern. Danach werden weitere täglich anfallende Aufgaben in der Gruppe aufgeteilt, in der Regel mussten welche Holz hacken, um den Ofen und später auch die Sauna einzuheizen, Wasser aus dem Brunnen oder aus einem Wasserloch im See musste geholt werden und das Abendessen gekocht werden. Letzteres übernahm unsere liebe Musherin glücklicherweise. Geschlafen wird in einem Gemeinschaftsraum, in Betten oder Matratzen auf dem Boden. Als alles erledigt ist und wir gegessen haben, genießen wir die Wärme des Ofens und gönnen uns einen Saunagang, bei dem wir uns hinterher im tiefen Schnee abkühlen.

Etwas gewöhnungsbedürftig ist in der Tat das Outdoor-Toilettenhäusschen, das genauso wie die Sauna zu jeder Hütte dazugehört. Wenn bei -15°C das Klopapier einfriert, ist das schon etwas komisch, aber auch daran gewöhnt man sich.

Erschöpft aber glücklich...
Wasserentnahme aus dem See
Toilettenhäusschen
Vorbereitung des Saunaheizofens
Sonnenaufgang im Wald
Brunnen

Ein neuer Tag bricht an

Zum Frühstück gibt es Porridge, eine gut Enegerieportion für den Tag. Unsere Vierbeinerfreunde bekommen ebenfalls wieder eine Mahlzeit, aber schon deutlich früher. Nach der Stärkung machen wir uns daran, alles in der Hütte aufzuräumen und die Schlafplätze der Huskies zu säubern. Die Hunde werden startklar gemacht, einige von ihnen bekommen diesmal noch kleine „Booties“ angezogen, das sind kleine Söckchen für besodners emofindliche Pfoten.

Wir starteten in einen weiteren traumhaften Tag und erlebten wieder viele neue und unvergessliche Eindrücke. Es geht erneut wieder durch wechselnde tief verschneite Landschaften: von großen Seen und Flüssen durch ausgedehnte Waldlandschaften bis hin zu kleinen Bergen.

Auf dem Schlitten hat man grundsätzlich viel Zeit zu denken. Klar gibt es auch ein paar Dinge zu beachten: Laufen die Hunde ruhig und gleichmäßig ohne zu galoppieren? Sind die Leinen straff? Gibt es Booties einzusammeln? Muss jemand auf’s Klo? Eigentlich erleichtern sich die Hunde beim Laufen, manche kriegen es aber noch nicht so ganz hin und dann sollte man schnellstmöglichst auf die Bremse steigen um sie nicht zu überfahren. Abgesehen davon haben die Gedanken natürlich auch Zeit und Raum zu schweifen. Wer jetzt philosophisch tiefgründige Erleuchtungen erwartet, den muss ich aber leider enttäuschen. 😉 Meistens schaue ich auf die wackelnden Öhrchen von meinen Vierbeinern… einfach zu süß.

Abschied nehmen...

Am fünften Tag machen wir uns dann wieder auf den Rückweg Richtung Äkäskero. Ein letztes Mal durfte ich Husky-Schülerlotse spielen und eine Straße für den Verkehr sperren, bis alle Gespanne sicher auf der anderen Seite waren. Viel zu schnell vergingen die Tage und wir landen schlussendlich wieder dort, wo wir die Tour gestartet haben. Für die Hunde steht nun eine zweitägie Pause an, bevor es auf zur nächsten Tour geht. Ich bin meinem Team sehr dankbar, dass es mich durch Eis, Schnee, Wind und Sonnenschein gezogen hat.

Der Abschied fällt mehr als nur schwer. Nach fünf Tagen mit einer Mischung aus Bewegung in wundervoller Winterlandschaft und Teamarbeit mit treuen Huskies, ist man einfach so schnell zu einem perfekten Team zusammen gewachsen und ich habe meinen kleinen Freunde kennen und lieben gelernt. Ein letztes Mal werden die anfallenden Arbeiten verrichtet, ein bisschen wie in Zeitlupe, um noch möglichst viel Zeit mit ihnen zu verbringen.

Nachdem wir uns schweren Herzens trennten, wartet schon die erste richtige Dusche seit fünf Tagen auf uns! Es war schön wieder in unserem komfortablen Mökki zurück zu sein und die Reise noch ein wenig ausklingen zu lassen. Bei einem sehr netten Abend lassen wir das Erlebte nochmal Revue passieren und später zeigt man uns noch auf der Karte, wo wir eigentlich so umhergekurvt sind.

Der nächste Tag steht zur freien Verfügung und wir machen uns zu dritt auf zu einem Spaziergang mit „Oldies“, also Hunde, die schon ihren wohlverdienten Ruhestand erreicht haben. Ich finde es super, dass die alten Hunde so noch eine Möglichkeit bekommen rauszukommen und bewegt werden! Einige der Hunde sehen das aber anders. Die denken sich dann eher: „Blöde Touristen, lasst mich in Ruhe schlafen.“ Etwas weiter auf der Strecke beginnen die Hunde dann doch auch alle kräftig zu ziehen… Auch wenn wir die Oldies hier scheinbar eher gefoltert haben, habe ich schon den Eindruck, dass man sich hier um alle Tiere sorgt.

Das Wintermärchen endet langsam, es erwartet uns die Heimreise zurück nach Berlin und wir werden wieder zurück nach Kittilä gebracht.

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